Die Abteilung Energie- und Verkehrssysteme beim Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR-PT) prognostiziert, dass mittelfristig etwa die Hälfte der 48 Millionen deutschen Pkw abgeschafft werden. Dabei werde das sogenannte Carsharing eine zentrale Rolle spielen. Doch was versteht man darunter überhaupt?
Laut Gesetzgeber handelt es sich bei einem Carsharingfahrzeug im Sinne des CsgG (CarsharingGesetz) um ein Kraftfahrzeug, „das einer unbestimmten Anzahl von Fahrern und Fahrerinnen auf der Grundlage einer Rahmenvereinbarung und einem die Energiekosten mit einschließenden Zeit- oder Kilometertarif oder Mischformen solcher Tarife angeboten und selbstständig reserviert und genutzt werden kann […]“ und bei einem Carsharinganbieter um ein Unternehmen, welches ebendiese Fahrzeuge anbietet.
Zwei Formen des Carsharing werden unterschieden
Beim Carsharing gibt es zwei Formen, wobei Mischformen möglich sind:
- Stationsunabhängiges Carsharing (Free-floating): Ein Angebotsmodell, bei dem die Nutzung des Fahrzeugs ohne Rücksicht auf vorab örtlich festgelegte Abhol- und Rückgabestellen begonnen und beendet wird.
- Stationsbasiertes Carsharing: Ein Angebotsmodell, das auf vorab reservierbaren Fahrzeugen und örtlich festgelegten Abhol- oder Rückgabestellen beruht.
Der Bundesverband CarSharing (bcs) kennt zudem noch das sogenannte peer-to-peer Carsharing, bei dem der Verleih zwischen Privatpersonen stattfindet sowie das Ridesharing, bei welchem es sich einfach gesagt um die klassische Mitfahrgelegenheit handelt. Beide Arten sind im Zuge der Digitalisierung durch entsprechende Portale effizienter und größer gestaltet als früher, trotzdem ist das Prinzip auch hierzulande altbekannt. Bei beiden Formen handelt es sich jedoch nicht um Carsharing im engeren Sinne. Insbesondere das peer-to-peer Carsharing gleicht in seinem Kern eher dem Autoverleih, nur dass anstelle von einem Unternehmen eine Privatperson das Fahrzeug zur Leihe stellt.
Das sind die Unterschiede zum Autoverleih
Dieser kleine Exkurs führt unweigerlich zur offensichtlichen Frage, worin eigentlich der Unterschied zum klassischen Autoverleih liegt. Vier häufig genannte Abgrenzungskriterien sind:
- Dezentralität: Egal ob stationsbasiert oder -unabhängig – die Fahrzeuge werden nicht von zentralen Sammelstellen aus verliehen, sondern stehen im gesamten Gebiet verteilt zur Verfügung.
- Rahmenvertrag: Rechtlich gesehen, wird beim Carsharing nicht für jedes Fahrzeug ein getrennter Mietvertrag geschlossen. Hat man den Rahmenvertrag des Anbieters einmal unterschrieben, hat man durchgängig Zugang zu allen verfügbaren Fahrzeugen.
- Kurzzeitnutzung: Im Gegensatz zum Autoverleih ist die Mindestnutzungsdauer häufig wesentlich kürzer. Während ein klassischer Autoverleih meist tageweise verleiht, ist die Nutzung beim Carsharing teilweise bereits ab 30 Minuten möglich. Bezahlt wird nur der tatsächlich genutzte Zeitraum, manche Anbieter berechnen sogar nur die gefahrenen Kilometer.
- All-Inclusive: Nebenkosten wie Strom oder Benzin sind mit dem Einheitspreis bereits abgegolten. Das klassische Auftanken vor der Rückgabe entfällt für den Mieter häufig und wird von Mitarbeitern des Anbieters übernommen.
Hohe Flexibilität, hohe Kosten?
Das Konzept Carsharing bietet diverse Vor-, aber auch Nachteile, die von Für- und Widersprechern hin und her argumentiert werden.
Häufig genannte Vorteile sind:
- Flexibilität
- Effizienz
- Klimafreundlichkeit
- Keine Anschaffungskosten
- Aufteilung der Fixkosten auf alle Nutzer
- Zentralisierte Wartung und Reparatur
- Verschiedene Fahrzeugvarianten
- Meist neuwertige Fahrzeuge
Nachteile gibt es in Form von:
- Relativ hohen Kosten
- Eingeschränkter Verfügbarkeit im ländlichen Raum
- Weniger Unabhängigkeit
- Wegfall des Statussymbols
Leipzig – sharing is caring
Die Leipziger Stadtbevölkerung hat die Vorteile des geteilten fahrbaren Untersatzes schon lange für sich entdeckt. Das Konzept Carsharing passt mit seiner klimafreundlichen Ausrichtung gut in die natur- und umweltverbundene Metropole, in der insbesondere die jüngere Bevölkerung immer häufiger auf ein eigenes Auto verzichtet. Die örtliche Beliebtheit des Konzepts ist kein Zufall. Der hiesige Anbieter teilAuto ist einer der ältesten und etabliertesten überhaupt. Ursprünglich bereits im Jahr 1992 in der Nachbarstadt Halle (Saale) als Verein gegründet, expandierte teilAuto im Jahr 2000 nach Leipzig, rund vier Jahre bevor der Verein in ein Unternehmen überführt wurde.
Ähnlich wie die LEWO AG orientiert sich teilAuto am Leitbild der Nachhaltigkeit und ist mit rund 200 Stationen im Stadtgebiet Marktführer in Leipzig. Die generelle Verfügbarkeit der Teilzeitautos kommt auch Immobilienunternehmen wie der LEWO zugute, die Wert auf Mobilität und Nachhaltigkeit legen. Carsharing-Stationen stellen eine nachhaltige Ergänzung zum ÖPNV und anderen Transportmöglichkeiten dar und werden bei der Standortwahl mit einbezogen. So befinden sich zwei der neuesten Projekte der LEWO AG, das PURA am Rosental sowie das Gästehaus am Park in der Südvorstadt, nicht nur in der Nähe zum ÖPNV, sondern auch lediglich wenige Minuten Fußweg von der nächsten teilAuto-Station entfernt. Mit dem Projekt LA VIDA – NOVA im Zentrum Süd von Leipzig gelegen geht LEWO sogar einen Schritt weiter. Im Rahmen des Mobilitätskonzeptes sind neben ausreichend Parkmöglichkeiten für Fahrräder auch Carsharing-Parkplätze im Erdgeschoss vorgesehen.