Wer aktuell in Deutschland ein Haus bauen möchte, muss tief in die Tasche greifen. Die ohnehin schon
dauerhaft steigenden Baukosten sind 2021 so stark in die Höhe geschossen wie seit über 20 Jahren nicht mehr und sollen auch dieses Jahr noch einmal kräftig anziehen. Hauptgrund sind die mitunter
pandemiebedingt gestiegenen Materialpreise, aber auch, aufgrund des anhaltenden Fachkräftemangels,
immer höhere Handwerkerlöhne. Laut der LBS-Analyse „Markt für Wohnimmobilien 2021“ lagen die reinen Baukosten deutschlandweit zuletzt zwischen 1.460 Euro (Bremen) und 2.278 Euro (Bayern) pro
Quadratmeter. Hinzu kommen die kontinuierlich steigenden, und regional variierenden, Grundstückspreise.
KfW unterstützt durch günstige Kredite und Tilgungszuschüsse
Unterm Strich ergibt sich zusammen mit Erschließungs- und Herrichtungskosten, Bauneben- und Einrichtungskosten sowie Kosten für Außenanlagen ein Betrag jenseits von 550.000 Euro für ein (bundesweit) durchschnittliches Einfamilienhaus. Ein nachhaltiges Gebäude kostet allerdings noch mehr. Diese Mehrkosten werden zumeist auf zwischen zwei und sechs bzw. zehn Prozent der Gesamtbaukosten beziffert. Mit am wichtigsten ist dabei, eine möglichst hohe Energieeffizienz zu erreichen. Bislang wurde der Hausbau hier von der Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW) durch Kredite zu günstigen Konditionen sowie Tilgungszuschüsse unterstützt, wenn der Primärenergiebedarf des Hauses bestimmte Werte nicht überschreitet. Diese staatliche Förderung endet jedoch zum Ende dieses Jahres.
Nur noch Förderung von Effizienzhaus-Stufe 40 mit Nachhaltigkeitsklasse
Von einst mehreren verschiedenen KfW-Neubau-Fördermodellen ist momentan nur noch eines übrig: die „Effizienzhaus-Stufe 40 mit Nachhaltigkeitsklasse“. Die Effizienzhaus-Stufe steht dabei für den
Primärenergiebedarf, den das Haus prozentual im Verhältnis zu einem im Gebäudeenergiegesetz (GEG) fest definierten Referenzhaus benötigt. Ein KfW-Effizienzhaus 40 braucht demnach also maximal 40 Prozent der Primärenergie, der das Referenzhaus bedarf. Derzeit noch per GEG als Mindeststandard vorgeschrieben sind übrigens 75 Prozent. Nachhaltigkeitsklasse bedeutet, dass das Haus über das „Qualitätssiegel Nachhaltiges Gebäude“ (QNG) verfügen muss. Dieses neue staatliche Gütesiegel soll die Anforderungen an „die ökologische, soziokulturelle und ökonomische Qualität von Gebäuden sowie an die Qualität der Planungs- und Bauprozesse“ sicherstellen.
KfW-Förderung fällt weg – „Klimafreundliches Bauen“ startet
Ein Effizienzhaus 40 mit Nachhaltigkeitsklasse wird aktuell noch mit einem Kredit bis 150.000 Euro
gefördert. Zudem erhält man einen Tilgungszuschuss in Höhe von 12,5 Prozent, also bis zu 18.750 Euro.
Zugleich werden aber auch die Kosten für die benötigte Nachhaltigkeitszertifizierung zu 50 Prozent und bis zu 5.000 Euro (bei Ein- und Zweifamilienhäusern) bezuschusst. Ab Januar 2023 fällt die KfW-Förderung allerdings zunächst komplett weg. Dann startet das Förderprogramm „Klimafreundliches Bauen“. Darin sollen unter anderem das QNG weiterentwickelt und der Fokus verstärkt auf die Treibhausgasemissionen pro Quadratmeter im Lebenszyklus von Gebäuden gelegt werden. Was das genau heißt, wird derzeit noch von der Regierungskoalition ausgearbeitet.
Sämtliche Fördermaßnahmen auf Eis nach KfW-Effizienzhaus-55-Stopp
Die bisher beliebteste, weil günstigste Fördervariante – das sogenannte KfW-Effizienzhaus 55 (auch EH55) – wurde bereits am 24. Januar gestoppt. Der Standard sollte nicht länger gefördert werden, da er nicht mehr dem Stand der Technik entsprach, sich dafür aber weitgehend bereits mehr oder weniger als allgemeiner (wenn auch nicht gesetzlich vorgeschriebener) Baustandard etabliert hatte. So ist auch davon auszugehen, dass sich ein Großteil der Preise in der LBS-Analyse schon auf ähnlich energieeffiziente (und auch dementsprechend geförderte) Gebäude bezieht. Das Ende der EH55-Förderung war eigentlich erst ab Februar vorgesehen. Wegen des nahenden Endes der Förderung waren jedoch bis zum 24. Januar schon so viele Anträge eingegangen, dass der Förderhaushalt an seine Grenzen geriet und sämtliche Fördermaßnahmen vorerst auf Eis gelegt wurden. Am 21. April wurde das übrige Förderprogramm wieder aufgenommen.