Biodiversität ist die Vielfalt der Ökosysteme, der Arten und der Gene innerhalb dieser. Sie ist eine Grundvoraussetzung für funktionierende Biotope und deren Erhalt. Gleichzeitig ist sie stark bedroht – durch die Ausbeutung von Lebensräumen in Form von Land- und Forstwirtschaft, Urbanisierung, Überfischung, Klimawandel, Umweltverschmutzung und invasive Arten. Schon jetzt nimmt durch die schwindende Biodiversität die Qualität unserer Nahrung, unseres Wassers und der biologischen Rohstoffe, die wir nutzen, drastisch ab. Höchste Zeit also, etwas dagegen zu unternehmen. Ein biologisch vielfältiger Garten oder Naturgarten ist für alle Beteiligten ein schöner Weg, um einen kleinen Beitrag zur Biodiversität im eigenen Wohnumfeld zu leisten.
Keine exotischen Pflanzen, Pestizide und chemische Dünger
Wer der Artenvielfalt auf eigenen Grünflächen eine Chance geben will, sollte auf exotische Pflanzen weitgehend verzichten. Heimische Tiere sind auf heimische Pflanzen eingestellt und können oftmals mit fremder Flora nicht viel anfangen, auch wenn die ansonsten hübsch anzusehen sein mag. Ein weiteres No-Go sind Pestizide sowie chemische Dünger. Stattdessen gilt es die Pflanzengesundheit mit natürlichen Mitteln wie etwa Auszügen aus Brennnesseln oder Ackerschachtelhalm zu stärken und/oder Biodünger zu verwenden.
Heimische Pflanzen für jede Jahreszeit
Damit es möglichst übers ganze Jahr im Garten kreucht und fleucht, sollte für jede Jahreszeit etwas dabei sein. An heimischen Frühblühern erfreuen sich im Frühling Hummeln und unser Auge. Im Sommer geht das nahrhafte Blütenmeer bei Obstbäumen und Stauden weiter. Letztere bieten zusammen mit Gräsern durch ihre Samen auch im Herbst Insekten und Vögeln eine gute Nahrungsquelle. Das Gleiche gilt für Beeren von Gehölzen. Es muss auch nicht immer alles samen und blühen: Im Winter kommen Vögel mitunter bei abgeblühten Samenständen auf ihre Kosten.
Einfach sein lassen
Ordnungswahn hat noch niemandem gut getan und ist auch der Biodiversität im Garten nicht unbedingt zuträglich. Vielmehr schafft die Natur ihre eigene Ordnung, wenn man sie lässt. Siedelt sich also im Garten ohne unser Zutun Wildkraut (ehem. „Unkraut“) an, kann man das getrost als spontane Vielfalt betrachten und einfach sein lassen. Oftmals kommen mit den Wildkräutern dann auch Tiere, die diese üblicherweise als Brutstätte und Nahrungsquelle nutzen. Ebenso sollten abgeblühte Gewächse und Pflanzenrückstände im Oktober nicht einfach entfernt werden. Das gilt nicht nur für die bereits erwähnten Samenstände und Gräser, sondern auch für Laub. Letzteres hilft nämlich Insekten oder auch Igeln beim Überwintern und kann daher getrost liegengelassen oder gezielt zwischen Hecken, Reisighaufen oder Staudenlücken gestreut werden.
Trockenmauern, Nisthilfen, Insektenhotels und DIY
Das Anlegen von Pflanzen ist übrigens nicht die einzige Maßnahme, die zur Vielfalt im Garten beiträgt. Auch Trockenmauern, Steinhaufen, Nisthilfen, Fledermauskästen und Insektenhotels dienen als Ersatzwohnstätte für verschiedenste Tierarten, wenn geeignete natürliche Strukturen fehlen. Beim Kauf von Nistkästen und Co. sollte man allerdings darauf achten, ob das Produkt auch den Anforderungen gerecht wird. Im Zweifelsfall können die Lebenshilfen für die Gartentierwelt ebenso selbst gebaut werden. Anleitungen für solche DIY-Projekte bietet zum Beispiel der NABU.
Warum Biodiversität so wichtig ist
Für viele ist Vielfalt allein schon Anlass genug, sie zu erhalten und zu fördern. Es gibt allerdings auch noch sehr viel dringendere Gründe, das Artensterben und Schwinden von Diversität aufzuhalten. Damit ein Ökosystem funktioniert, müssen verschiedene Arten unterschiedliche Funktionen abdecken. Je mehr Spezies einen bestimmten Zweck erfüllen können, desto sicherer ist der Fortbestand eines Lebensraums, da eine Art die andere im Zweifelsfall ersetzen kann. Die genetische Vielfalt innerhalb einer Spezies sorgt dabei dafür, dass diese beispielsweise besser gegen Krankheiten und andere Bedrohungen gewappnet ist. Durch vielfältige Ökosysteme nebeneinander (Biotopvielfalt) erhöht sich wiederum auch die Artenvielfalt. Weitere Gründe, die den Erhalt der Biodiversität gebieten, liegen beispielsweise in unserer Versorgung mit Medikamenten und Nahrungsmitteln. So sind etwa Tausende von medizinischen Wirkstoffen pflanzlichen Ursprungs, und auch der Fortbestand unserer Nahrungsmittelpflanzen hängt maßgeblich von deren genetischer Vielfalt ab.